Montag, 27. September 2010

Unsere grosse Rundreise 26.08. - 29.08.2010



Haltepunkte: 1. Fort Mcleod - 2. Lethbridge - 3. Del Bonita - 4. Browning, St. Mary, Glacier National Park Montana - 5. Waterton Lakes National Park - 6. Pincher Creek / Frank Slide - 7. Bar-U-Ranch - 8. Banff National Park - 9. Jasper National Park

Ende August unternahmen wir eine grosse Rundreise. Wir starteten unsere Reise in Edmonton am Donnerstag den 26. August 2010 und es ging über Calgary zu unserem ersten Haltepunkt in Fort Mcleod. Auf dem Weg dahin ist Nanton ein absolut sehenswertes Städtlein. Leider waren wir mit unserem Zeitplan etwas in Verzug, so das der geplante Stop in Nanton entfallen musste. Wir hoffen aber das wir diesen auf einer unserer nächsten Touren nachholen können. Wer es vor uns nach Nanton schafft dem empfehlen wir folgende "Must See":
- das Bomber Command Museum of Canada
- das Canadian Grain Elevator Discovery Museum
- die größte Garten Modellbahn Kanadas.
Bei einem Spaziergang durch Nanton fühlt sich so richtig in der Zeit zurück versetzt, denn viele Gebäude aus der Gründungszeit sind noch erhalten.

In Fort Macleod (1) angekommen, legten wir unsere erste Pause ein um uns die Stadt einmal näher anzuschauen. Die Stadt wirkt sehr verschlafen. Auch hier fühlt man sich wie in der Zeit zurück versetzt. Fort Macleod war ursprünglich eine Barracke der North-West Mounted Police. Als die Canadian Pacific Railway - kurz CPR nach Fort Macleod kam, boomte die Stadt. 1906 wurde die Stadt von einem Feuer fast völlig zerstört. 1912 zog die CPR Railway mit über 200 Jobs nach Lethbridge und 1924 gab die Stadt den Bankrott bekannt.
Bis in die ´70er stagnierte die Wirtschaft in Fort Macleaod und die Gebäude von der Jahrhundertwende blieben wie unberührt zurück.



In der Stadt kann man sich das alte Fort ansehen, in dem Szenen von dem Film "Brokeback Mountain" gedreht wurden.



Sehr beeindruckend ist das American Hotel. Das Hotel wurde in den 1890´s erbaut unter dem Namen Klondyke Hotel. Die Struktur besteht komplett aus Holz. Im Jahre 1900 wurde es in American Hotel umbenannt. Das Hotel hat 45 Zimmer. Prohibition and the Depression sorgten mehrmals dafür das das Hotel über eine längere Zeit geschlossen war. Das Hotel wechselte mehrmals den Besitzer. Der momentane Besitzer begann das Hotel 2002 zu renovieren und steckte bereits 150.000 CAD in die Innenrenovierungsarbeiten hinein. Leider sieht das Hotel immernoch unbelebt aus.



Weiter ging unsere Reise an unseren zweiten Haltepunkt - Lethbridge (2). Von der Einwohnerzahl her ist Lethbridge mit circa 87.000 Einwohnern die viertgrösste Stadt in Alberta. Lethbridge ist durch den Oldman River und dessen Tal geteilt. Seit 1909 überspannt die High Level Bridge den Fluss, mit 1.623 m Länge und 95 m Höhe das größte Gerüstpfeilerviadukt der Welt.



Für uns gab es zwei Dinge die wir unbedingt anschauen wollten. Zum einen Fort Whoop-Up, es machte sich einen Namen damit das vor 1900 und dem Eintreffen der North-West Mounted Police dort illegal Whisky an die First Nations verkauft wurde und in unfairem Handel Indianer im Tausch gegen billigen Whisky (welcher oft den Namen nicht verdiente) um wertvolle Pelze gebracht worden.
Ein der besonderen Whisky Sorten war der "Whoop-Up Bug Juice" - "Whoop-Up Käfer Saft" bestehend aus Äthanol, versetzt mit Ingwer, Rohrzuckersirup und Pepperoni. Eingefährt mit schwarzem Kautabak und mit reichlich Wasser gestreckt wurde der Mix aufgekocht um dann als "Feuerwasser" and Indianer verkauft zu werden.
Im Fort Whoop up befindet sich die größte Schusswaffenaustellung Kanadas für den Zeitraum von ca. 1850-1950. Das Fort Whoop-Up hält den Titel einer "National Historic Site". Wenn man einen Jahrespass von Parks Canada hat, bekommt man 20% Ermässigung beim Eintritt.



Ein weiteres Muss in Lethbridge ist der kleine aber feine Nikka Yuko Japanese Garden. Der Garten wurde 1967 eröffnet. Die Brücken, das Haus und das Pavilion wurden in Japan von Kunsthandwerkern erschaffen. Anschliessend wurde alles verschifft und in Lethbridge wieder aufgebaut. Das Gebäude welches im alt-japanischen Baustil entworfen wurde, findet man nicht einen einzigen Nagel.



Man sollte sich auch auf jeden Fall die Innenstadt von Lethbridge anschauen. Wir sind am Abend durch die Strassen geschlendert. Besonders reizend sind die vielen alten Gebäude und der schöne Centennial Park inmitten der Stadt.



Am nächsten Morgen, am Freitag den 27. August 2010, ging es weiter zum nächsten Haltepunkt nach Del Bonita (3). Del Bonita ist heute in weiten Teilen nur noch eine Ghost Town auch wenn es offiziell als bewohnt gerechnet wird, da im weiteren Umland 650 Einwohner auf 630 km² leben.



Das Postamt existiert noch, aber die im Jahr 1960 eröffnete Schule ist seit 1999 geschlossen und alle Schüler aus dem Umkreis besuchen jetzt die Schule in Margrath.



Was den Eindruck der Ghost Town noch vollkommen macht, sind Gebäude welche aus Whiskey Gap einer Ghost Town in der Nähe nach Del Bonita gebracht wurden. Dies war von Nöten aufgrund des stetigen und starken Windes der über die Rocky Mountains weht und wahrscheinlich die meisten Gebäude Del Bonita's schon davon geblasen hat.



Del Bonita ist aber nicht nur eine Ghost Town sondern auch ein Grenzübergang nach Montana, USA. Nach guten 40 Minuten Aufenthalt (Papierkram / Fingerabdrücke) und $ 6 US pro Person Verwaltungsgebühr ging es dann weiter nach Süden ins gelobte Land. Dachte man schon das Alberta gering besiedelt ist, musste man feststellen das in Montana noch weniger Menschen leben. Wir fuhren 70 km nach Süden um, in Browning (4) unserem nächsten planmässigen Stop, zu tanken. Auf dem Weg dahin passierten wir einige historische Markierungen der Lewis-und-Clark-Expedition (1803-1806)



Browning ist das Zentrum des Blackfeet Indianer Reservates und es gibt auch ein Museum über das Leben der Prärie Indianer. Ausgestiegen ausser zum Tanken sind wir trotzdem nicht. Für uns blieb von Browning der prägende Eindruck von purer Armut, Verwahrlosung, Drogen- und Alkoholabhängingkeit, streunender Hunde ... einfach ein Ort wo man nicht sein will. Festzustellen bleibt auch das tanken in den USA nicht immer billiger sein muss. Der Preis für Normal Bezin in Browning war $ 3.29 US / Gallone. An diesem Tag lag der Wechselkurs bei $ 1.05 CAD für $ 1 US und wenn man das umrechnet haben wir $ 0.91 CAD für 1 Liter bezahlt, das Benzin in Canada hat 89 Cent per Liter gekostet. Von Browning ging es dann nach Westen hinein in die Rocky Mountains. Die Aussicht war unbeschreiblich.



Vorbei an St. Mary, dem Eingang zum Glacier National Park und der Going-in-to-the-Sun-Road führte uns unsere Route nach Norden zurück Richtung Canada. Am Chief Mountain, einem der heiligen Berge der Blackfeet / Blackfoot Indianer gibt es den gleichnamigen Grenzübergang nach Canada.



Kaum hatten wir den Grenzübergang passiert befanden wir uns auch schon an unserem nächsten Haltepunkt, im Waterton Lakes National Park (5). Zusammen mit dem Glacier National Park in Montana bildet er den Waterton Glacier International Peace Park, den ersten jemals von der UN anerkannten internationalen Friedenspark.



Idyllisch liegt das Dorf Waterton Lake zwischen den Seen, majestätisch überragt vom altehrwürdingem Prince-of-Wales-Hotel.



Man sollte auf jeden Fall den Cameron Lake und den Red Rock Canyon besuchen, wenn man schon mal dort ist. Da wir wie erwartet mit unserem Zeitplan wieder in Verzug waren entschieden wir uns nur den Red Rock Canyon aufzusuchen. Leider wurde dieser Plan nach ca. 20 km Anfahrt durch Strassenbauarbeiten zunichte gemacht. Da es jetzt auch für den Cameron Lake zu spät war setzten wir unsere Reise zu unserem nächsten planmässigen Stop nach Pincher Creek (6) fort.

Nachdem wir in Pincher Creek in unserem Hotel eingecheckt hatten, nutzten wir die Abendstunden noch, um ins nah gelegene Frank zu fahren. Auf dem Weg dahin passierten wir die Überreste einer ehemaligen Kohlmiene, Leitch Collieries, nahe dem ehemaligen Passburg. Im Bild zu sehen ist das ehemalige Powerhouse welches Strom für die Miene und Passburg lieferte.



Weiter ging es in die Gemeinde Frank, einer ehemaligen Kohlmienenstadt welche 1903 unrühmlich weltbekannt wurde. Durch einen massiven Bergrutsch mit über 30.000.000 m³ Kalkstein wurde Teile von Frank verschüttet und über 70 der 600 Einwohner getötet. Nur 12 Leichen wurden jemals geborgen. 17 Mienenarbeiter, welche in der Kohlemiene zum Zeitpunkt des Erdrutsches arbeiteten, konnten sich mit ihren Werkzeugen nach 14 Stunden selber mit einem Durchstich zur Oberfläche befreien.



Mittlerweile wurde die Strasse welche durch Frank führte zu einem Highway ausgebaut. Dieser führt aber immer noch mitten durch das ehemalige Dorf und heutige Trümmerfeld. Die Geröllhalde links und rechts der Strasse lässt einen nur erahnen wie gewaltig der Erdrutsch war.



Am Samstag Morgen, den 28. August 2010 ging es von Pincher Creek entlang der Rocky Mountains nach Norden zu unserem nächsten Stop, der Bar-U-Ranch (7).



Die Bar-U-Ranch war eine der ältesten (seit 1881) und grössten (65.000 ha) Ranches in Canada.



Heute ist von der ehemalige Grösse nicht viel erhalten und die Übereste ca. 148 ha sind heute im Besitz von Parks Canada und werden als Museums Ranch weiter betrieben um der heutigen Generation einen Einblick zu geben wie ein Grossteil der Bevölkerung bis in die frühen 60er Jahre lebte.



Nun standen wir am Scheideweg unserer Reise. Wir wussten das es in Banff und Jasper auf jeden Fall am Sonntag regnen sollte. Da aber das Wetter schon am Samstag umschwingen sollte, uns bisher aber nur mit Sonnenschein beglückt hatte, beschlossen wir das Risiko einzugehen über die Rocky Mountains unsere Reise fort zu setzten anstatt einfach abzubrechen und über Calgary nach Hause zu fahren.

Am Nachmittag ging es von der Bar-U-Ranch weiter Richtung Banff. Wir passierten auf dem Weg die Gemeinde Longview, welche aus der Ghost Town Little New York hervorgegangen war. Einige Gebäude aus den 30er Jahren sind noch immer erhalten, auch wenn die Bevölkerungszahl seit jenen Tagen wesentlich zurück gegangen ist.



Unser nächster Stop in Banff (8) fiel kurz aus, denn wir kannten Banff schon und wollten nur einen Snack zu uns nehmen. Statt der 4-spurigen Rennstrecke dem Trans-Canada-Highway 1 von Banff nach Lake Louis nahmen wir den alten Highway, den Bow Valley Parkway. Anders als bei unserer letzten Reise waren die Berge diesmal nicht Wolken verhangen und es regnete auch nicht.



Was wir aber registrierten war, dass der Himmel mehr und mehr zuzog. Von Lake Louis ginge es über Saskatchewan Crossing und den Columbia Icefields Richtung Jasper. Schon am Aufstieg zu den Columbia Icefields gerieten wir in starkes Schneetreiben. Der Sommer war ohne Frage zu Ende.



Nach der Überquerung des Passes ging der Schnee in den tieferen Lagen in Regen über. Gegen 21 Uhr erreichten wir das verregnete Jasper. Statt der geplanten Übernachtung beschlossen wir noch Abendbrot zu essen und dann in die Nacht hinein nach Edmonton zurück zu fahren. Kurz vor 22 Uhr verliessen wir Jasper und nach 380 km in dunkelster Nacht und strömenden Regen erreichten wir am Sonntag Morgen kurz vor 2.00 Uhr Edmonton.

1. Etappe: Edmonton - Fort Macleod - Lethbridge 510 km
2. Etappe: Lethbridge - Del Bonita - Browning - Waterton Lake - Pincher Creek - Frank 530 km
3. Etappe: Pincher Creek - Bar-U-Ranch - Banff - Jasper - Edmonton 1015 km